mise [miz], Partizip Perfekt von franz. mettre, setzen, stellen, legen. Bsp.: Elle s’est mise. Sie hat gesetzt. Wer mitspielen will, muss einen Einsatz machen. Mit dem Einsatz spielen die anderen. Wer etwas einsetzt, stellt etwas hin, macht ein Angebot, zeigt eine Haltung. Der Einsatz kann jederzeit erhöht werden. Mit dem Einsatz lässt sich bluffen, in der Regel setzt man aber auf Gewinn. Mise heißt „gesetzt“, heißt „keinen Rückzieher machen“, heißt rien ne va plus. Alles andere wäre ein Regelverstoß.
Mise en Scène [mizãˈsɛn], franz. für „in Szene gesetzt“. Etwas in Szene setzen heißt „eine räumliche Anordnung vornehmen“. Der Begriff stammt aus dem Theater. Er bezeichnet die Ausgestaltung des spielbaren Raums (Bühnenbild, Requisiten etc.). Die Mise en Scène folgt dem Prinzip: Der Raum hat Bedeutung. Wenn der Raum Bedeutung hat, haben auch die Körper im Raum Bedeutung. Sobald etwas in Szene gesetzt wird, lässt es sich nicht mehr aufhalten. Es führt jetzt ein Eigenleben. In der Mise en Scène ist alles Wesentliche äußerlich. Das heißt: Was in der Mise en Scène nicht sichtbar ist, ist kein Teil der Mise en Scène, sondern Einbildung und/oder Projektion.
Miese [ˈmiːzə], Plural, kein Singular; Defizit, Verlustbetrag, Verschuldung, Minuspunkte. Bsp.: In den Miesen sein. Wer in die Miesen kommt, sollte da auch irgendwie wieder herausrauskommen. Wer in die Miesen kommt, muss arbeiten oder jemanden finden, den er für sich arbeiten lässt. „Ein Gespenst geht um in Europa…“
Mise [ˈmizə], Substantiv. Bedeutet auch: 1. Prämie bei Auszahlung einer Lebensversicherung, nicht selten ein Verlustgeschäft (→ Miese); 2. Wetteinsatz bei Glücksspielen. Ohne Risiko keine Mise; ohne Risiko kein Spaß (→ mise). Mise ist franz. Herkunft und damit ein echter Gallizismus und kein Schein-Gallizismus (Bsp.: Blamage). Verbreitung vermutlich im Zuge der Napoleonischen Kriege. Französisch allerdings seit dem Mittelalter Umgangssprache an den europäischen Höfen. Schon Karl V. (1500–1558) sprach Deutsch nur noch mit seinen Soldaten.
Misekatze [mizəˈkat͡sə], wie Miezekatze. Vgl. Ludwig Tieck, Phantasus (1812): „Misekätzchen ging spazieren/ Auf dem Dach am hellen Tag,/ Macht sich an den Taubenschlag,/ Eine Taub’ zu attrapiren./ Miau! Miau!“ (Attrapiren, Verb, erhaschen, schnappen, etwas Entkommenes wieder einholen.)
mies [miːs], Adj., Komparativ: mieser, Superlativ: am miesesten; aus dem Jiddischen mies, ärgerlich, gemein, niederträchtig. Zunächst Berliner Umgangssprache, dann Verbreitung im deutschen Sprachraum. Etwas mies machen bedeutet „etwas in seinem Wert herabsetzen“ oder auch „schlechte Stimmung verbreiten“. Entspr.: Miesmacher, Nörgler, Pessimist. Möglicherweise verwandt mit engl. mean, gemein bösartig. Vgl. auch Blue Meanies, dt. Blaumiesen, alberne Monster aus dem Animationsfilm Yellow Submarine (1968), vertrieben durch den Song „All You Need Is Love“.
text: Clemens Espenlaub
photos: Jakob Forster